von Thomas Bernhard

  
Raunziger Über-Minetti
 
  Mathilde, die verstorbene Lebensgefährtin des Tellerartisten Karl, hat ihr Wochenendhäuschen Karls Bruder, dem Schauspieler Robert, vermacht. Mit Spott und Zynismus, aber auch mit liebevollem Humor karikiert Bernhard die beiden Alten, wie sie aneinander vorbeireden, bemüht sich zu inszenieren.

"Der Schein trügt" ist wohl das Theaterstück, in dem Bernhardsche Eigenarten am radikalsten zum Ausdruck kommen. Nicht nur, dass Bernhard die Rolle des alten, verschrobenen Karl dem großen Schauspieler Minetti auf den Leib geschneidert hat - im Irrlichttheater wird Wolfgang Haupt gar zu einer Art Über-Minetti, weil er nicht nur den Karl, sondern auch noch dessen Bruder Robert spielt. Aus einem Zwei-Personen-Stück mit ungeheuer langen Monologen und kargem Inventar wird eine zweieinhalbstündige Ein-Mann-Show. Haupt verwandelt sich in Sekundenschnelle von Karl in Robert und zurück, füllt die Stille in den Dialogen mimisch und gestisch überzeugend aus und gewinnt den Bernhardschen Intentionen ein ganzes Spektrum von Ausdrucksmöglichkeiten und Zwischentönen ab.
(Stuttgarter Zeitung)

Regie
Freia Fischer

Besetzung 
Karl: Wolfgang Haupt
Robert: Wolfgang Haupt